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Das Mädchen Hirut

Das Mädchen Hirut
© Alamode Film/Filmagentinnen
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Das Mädchen Hirut

Regie: Zeresenay Mehari, Äthiopien/USA 2014, 99 min, DF, FSK 12


Die 14-jährige Hirut wird auf dem Schulweg von einer Männergruppe entführt und von einem von ihnen vergewaltigt. Er will sie dadurch zur Ehe zwingen - nach dem im ländlichen Äthiopien verbreiteten Brauch der Telefa. Das Opfer gilt nach so einer Tat als entehrt und ihre Eltern stimmen der Zwangsehe meist zu. Der Vergewaltiger bleibt straffrei, wenn er das Opfer heiratet. Doch Hirut kann sich mit dem Gewehr ihres Peinigers befreien. Als ihre Flucht zu scheitern droht, kann sie sich nur wehren, indem sie auf ihn schießt und ihn tötet.

Der Ältestenrat des Dorfes kommt zusammen, um über den Fall und Hiruts Schicksal zu richten. Während die Eltern um Gnade bitten, fordert die Familie des Getöteten Blutrache.

Die junge Anwältin Meaza Ashenafi aus der Hauptstadt erfährt von Hiruts Schicksal und entschließt sich, sie zu vertreten. Sie fordert einen fairen Prozess. Doch auch das staatliche Rechtssystem Äthiopiens ist von patriarchalen Vorurteilen und Korruption geprägt. Noch nie wurde eine Frau freigesprochen, die sich auf Notwehr berief. Doch Meaza und Hirut stellen sich dem Kampf und treiben somit den gesellschaftlichen Wandel in Äthiopien voran.

Der Film schafft es, über Unrecht aufzuklären und dennoch die Perspektive derjenigen zu vermitteln, die nach den Traditionen leben. Auch die betroffene Hirut hat die Werte der Dorfgemeinschaft verinnerlicht und der gesellschaftliche Wandel stellt für sie eine Herausforderung dar.

Hiruts Fall hat es 1996 tatsächlich gegeben. Er sollte einen Wendepunkt der gesellschaftlichen Diskussion über Frauenrechte in Äthiopien werden. Die Menschenrechtsanwältin und Frauenrechtsaktivistin Meaza Ashenafi machte damals auf die rechtliche Ungleichbehandlung von Frauen aufmerksam und erreichte, dass die Telefa unter Strafe gestellt wurde. Die Praxis ging daraufhin stark zurück. Ashenafi gründete eine Vereinigung äthiopischer Anwältinnen und eine Bank, die äthiopische Frauen mit Kleinkrediten unterstützt. Heute ist sie die Präsidentin des höchsten äthiopischen Gerichts und berät die Vereinten Nationen.

Der Regisseur Zeresenay Berhane Mehari ist in Addis Abeba aufgewachsen und lernte dort Ashenafi kennen. Er lehnte mehrere Angebote von ProduzentInnen ab, die die Geschichte auf Englisch produzieren wollten. Er bestand darauf, den Film auf Amharisch, der äthiopischen Verkehrssprache, umzusetzen, um auch Betroffene zu erreichen, die nach den ländlichen Traditionen leben. An der Umsetzung waren hauptsächlich Äthiopierinnen beteiligt und zum ersten Mal wurde ein äthiopischer Film von einer Kamerafrau fotografiert. Angelina Jolie unterstützte das Projekt als Co-Produzentin und verschaffte dem Film weltweite Aufmerksamkeit.