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Kanehsatake - 270 Years of Resistance

Kanehsatake - 270 Years of Resistance
© Shaney Komulainen/Bullfrog Films
© Shaney Komulainen/Bullfrog Films

Kanehsatake - 270 Years of Resistance

Regie: Alanis Obomsawin, Kanada 1993, 119 min, OmeU, keine FSK


Filmreihe: Tage des indigenen Films

1990 plant ein Bauunternehmen auf den Begräbnisstätten der Kanien’kéhaka einen Golfplatz zu errichten. Die indigene Gesellschaft, die weithin unter dem Namen Mohawk bekannt ist, wurde bereits aus dem Gebiet des heutigen Montreals nach Kanehsatake zwangsumgesiedelt und ihr zugeteiltes Reservat wurde immer weiter beschnitten. Mohawk Warrior stellten sich den Bauarbeiten in den Weg, errichteten Barrikaden und blockierten so den Zugang zum Reservat. Nach drei Monaten griff die lokale Polizei die Protestierenden an. Im Schusswechsel wurde ein Polizist getötet, woraufhin die Lage eskalierte und die kanadische Regierung das Militär hinzuzog, um den Widerstand zu brechen.

Die Abenaki First Nation Filmemacherin Alanis Obomsawin war zu dem Zeitpunkt eine von wenigen Filmemacher*innen, die für das National Filmboard of Canada indigene Perspektiven auf die Leinwand brachte. Als sich der Konflikt zuspitzte, begab sie sich zusammen mit einem kleinen Filmteam für die 78 Tage der Belagerung hinter die Barrikaden. Die Dreharbeiten fanden unter kriegsähnlichen Bedingungen statt. Das Militär blockierte seinerseits das Dorf, regulierte den Zugang zu Lebensmitteln und medizinischer Versorgung und ging mit Härte gegen Protestierende und selbst Journalist*innen vor. Im ganzen Land zeigten Indigene ihre Solidarität mit den Kämpfen und forderten mit eigenen Protesten und Blockaden die Anerkennung ihrer Landrechte.

Kanehsatake nimmt die kämpferische Perspektive der Mohawk ein, ordnet dabei durch eine präsente Erzählerin die Beweggründe des Protests und die 270 Jahre andauernde Vorgeschichte des Widerstands ein. Dadurch setzte er der offiziellen Lesart des Konflikts, nach der die Regierung mithilfe des Militärs den kriminellen bewaffneten Aufstand befriedete, die Perspektiven der Betroffenen entgegen.

Als Obomsawins Dokumentation 1993 veröffentlicht wurde, weigerte sich das kanadische Fernsehen den Film ungekürzt zu zeigen, woraufhin er in England uraufgeführt wurde. Als erste Dokumentation gewann Kanehsatake auf dem Toronto Film Festival den Best Canadian Feature Award. Der Film gilt als Meilenstein für das indigene Kino in Kanada und darüber hinaus. Bis zum Jahr 2000 folgten drei weitere Dokumentationen, in denen Obomsawin die Mohawk Gemeinschaft in Kanehsatake weiter begleitete. Alanis Obomsawin gilt heute als eine der einflussreichsten kanadischen Filmemacherinnen. Ihr Lebenswerk wurde auf dem Toronto Film Festival 2021 mit einer Retrospektive geehrt.