Vortrag: Indigene darstellende Künste im 21. Jahrhundert
Prof. Dr. Karsten Kiewitt
Filmreihe: Tage des indigenen Films
Seit Jahrhunderten werden Indigene Gemeinschaften rund um den Globus verfolgt, ausgebeutet und massiv diskriminiert. Indigene Aktivist*innen weisen darauf hin, dass der Kolonialismus noch immer nicht überwunden ist und lediglich mit subtileren Methoden praktiziert wird. So werden bis heute Indigene Kulturen überwiegend aus westlicher Perspektive präsentiert, etwa in Spielfilm-Produktionen nicht-Indigener Filmschaffender. Zwar werden Rollen mit Indigenen Schauspieler*innen besetzt und traditionelle Sprachen verwendet. Themen oder Umsetzung jedoch werden überwiegend durch die nicht-Indigenen Verantwortlichen bestimmt und dabei häufig Klischees aufrechterhalten. Seit 2007 die UN-Erklärung über die Rechte Indigener Völker verabschiedet wurde, ist ein deutliches Anwachsen an Film- und Theaterproduktionen Indigener Kunstschaffender feststellbar. Sie präsentieren die traditionellen Gemeinschaften aus ihrer Perspektive, diskutieren deren aktuelle Themen und ermöglichen die Auseinandersetzung mit der jeweils eigenen Kultur, wie etwa die Arbeiten der jungen Aymara-Filmemacherin Milka Arteaga und vieler anderer. Dem liegt dieses Verständnis zugrunde: Indigene darstellenden Künste haben die Kraft, die durch koloniale Praktiken entstandenen Schäden zu heilen, Zugänge zu kulturellem Wissen zu ermöglichen und eine souveräne Präsenz für die Indigenen Völker zu schaffen. Kulturelle Selbstbestimmung wird so zu einem zentralen Medium für Dekolonialisierung. Im Vortrag soll diese Entwicklung anhand von Beispielen für Indigenes Kunstschaffen dargestellt werden.
Karsten Kiewitt ist Professor für Soziale Inklusion in Potsdam. Seine Forschungsschwerpunkte sind Inklusion und Soziale Teilhabe, Inklusion und Umgang mit Beeinträchtigung in traditionellen Indigenen Gemeinschaften, Indigenes Wissen, Dekolonialisierung des Wissens, Dialoggestaltung zwischen Indigenen und westlichen Wissenschaftler*innen. Er ist u.a. Mitbegründer des Circle »Indigenous and Pluriverse Knowledge(s) and Sciences and Western Science«, mit dem ein Dialog zwischen Indigenen Wissenschaftler*innen und deutschen Wissenschaftler*innen initiiert wurde.
Am 16.11. um 16 Uhr. Eintritt frei.
in der Frieda23Friedrichstraße 23
- DO14.11.
- Heute15.11.
- SA16.11.16:00
- SO17.11.
- MO18.11.
- DI19.11.
- MI20.11.