Filmreihen

Vortrag: (De-)Koloniale Sprache in Museen

Vortrag: (De-)Koloniale Sprache in Museen
© Tage des indigenen Films
© Tage des indigenen Films

Vortrag: (De-)Koloniale Sprache in Museen

Prof. Dr. Albert Gouaffo


Filmreihe: Tage des indigenen Films

Im Zuge der europäischen Nationsbildungsprozesse und der damit verbundenen Aneignung von Ressourcen aus der sogenannten Außenwelt entwickelten sich aus den bisherigen Kuriositätenkabinetten der Bourgeoisie Völkerkundemuseen, die später als ethnologische Museen bezeichnet wurden. Große Gebäude und Institutionen wurden errichtet, um materielle Kulturgüter aus außereuropäischen Regionen zu bewahren, zu studieren und dem heimischen Publikum zu präsentieren. Dieser Prozess der Translokation und Aneignung fremder Kulturgüter fand in den meisten Fällen, insbesondere im kolonialen Kontext, unter gewaltsamen Bedingungen statt. Die Sprache als Medium der Wahrnehmung und Vermittlung war dabei kolonial und imperial geprägt. Sie verstärkte die Distanz zwischen den fremden und den eigenen Kulturen, zwischen »ihnen« und »uns«, zwischen vermeintlich primitiven, rückständigen Gesellschaften und den zivilisierten europäischen Nationen. Ethnologische Museen fungierten somit auch als Institutionen, die das nationale Identitätsnarrativ stützten.
Wie gestaltet sich heute, im postkolonialen und post-imperialen Kontext Deutschlands als Einwanderungsgesellschaft, das Selbstverständnis dieser Museen? Haben sie ihre Perspektive auf ihre Sammlungen und deren Präsentation verändert? Und wie wird Dekolonialität in der sprachlichen Gestaltung des musealen Deutungsdiskurses sichtbar? Der Vortrag untersucht, wie eine postkoloniale bzw. dekoloniale konzeptuelle Sprache in ethnologischen Museen in Deutschland entwickelt werden kann.

Albert Gouaffo (Prof. Dr. phil.), geb. 1965, lehrt germanistische Literaturwissenschaft und Kulturwissenschaft sowie interkulturelle Kommunikation an der Université de Dschang in Westkamerun. Er ist Principal Investigator in verschiedenen internationalen Projekten, unter anderen »Umgekehrte Sammlungsforschung. Kamerunische Kulturgüter in deutschen Museen« (finanziert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft), »Restitution der Würde? Menschliche Überreste – Kolonialismus und Menschlichkeit« (finanziert von der VolkswagenStiftung). Er ist auch Mitglied von verschiedenen wissenschaftlichen Beiräten wie z. B. beim Deutschen Zentrum Kulturgutverluste (DZK).